- Jaguar Land Rover hat Erprobungen auf Testgelände abgeschlossen
- Jetzt starten öffentliche Testfahrten in Coventry und Milton Keynes
- Projekt „Autonomous Urban Drive“ entwickelt Prototypen‑Technologie
- Teil des britischen Forschungs‑ und Entwicklungsprogramms „UK Autodrive“
Schwalbach, 4. Juli 2017 – Jaguar Land Rover erzielt wichtige Fortschritte bei autonomen Fahrten in der Stadt. Im Testbetrieb auf öffentlichen Straßen demonstriert das britische Unternehmen in den kommenden Monaten die Fähigkeiten seiner neu entwickelten Prototypen‑Technologie „Autonomous Urban Drive“. Mit diesem Projekt soll es möglich werden, ein Fahrzeug in der Stadt autonom fahren zu lassen – und dabei Herausforderungen wie Ampeln, Kreuzungen, Einmündungen oder Kreisverkehre zu meistern. Mit dieser neuen Technologie wird Level 4 des autonomen Fahrens realistisch, das heißt das vollkommen eigenständige Agieren des Fahrzeugs in städtischer Umgebung ohne Eingriffe des Fahrers. Jaguar Land Rover strebt an, diesen Grad der Autonomie innerhalb des nächsten Jahrzehnts in seinen Zukunftsmodellen zu realisieren.
In Level 4 des autonomen Fahrens agieren Autos nach gängiger Definition völlig eigenständig, wenn sie sich beispielsweise in der Stadt befinden. Das Fahrzeug übernimmt dabei sämtliche Kontroll‑ und Steuerungsaufgaben, jegliche Interventionen des Piloten werden überflüssig. Autonomous Urban Drive entspricht diesen Vorgaben: Bei dieser Prototypen‑Technologie bleibt dem Fahrer bzw. Passagier lediglich die Wahl des Ziels. Den gesamten Rest, inklusive der Entscheidung über die beste Route, übernimmt die in das Forschungsfahrzeug vom Typ Range Rover Sport eingebaute autonome Technik. Dem Prototypen ist es dabei gelungen, das Dynamik‑SUV durch ein komplexes urbanes Umfeld zu steuern – errichtet auf dem Testgelände von HORIBA MIRA in den britischen Midlands.
Nun geht Jaguar Land Rover einen Schritt weiter. Nach dem Erfolg der Versuchsfahrten auf der Teststrecke wagt sich das innovative Unternehmen in den öffentlichen Raum. Bis Ende des Jahres starten die Testfahrten auf öffentlichen Straßen in Milton Keynes und Coventry. Zunächst bleiben diese Routen noch abgesperrt, ehe dann bis zum Abschluss des Projekts im Sommer 2018 auch Tests und Demonstrationsfahrten auf allgemein zugänglichen Straßen stattfinden werden.
Mit Autonomous Urban Drive erzielt Jaguar Land Rover wichtige Fortschritte bei autonomen Fahrten in der Stadt. Die neue Prototypen‑Technologie steht in einer langen Reihe voll‑ oder teilautonomer Technologien aus den Entwicklungsabteilungen der britischen Premiummarken. Jaguar Land Rover legt dabei stets Wert darauf, eine Wahlmöglichkeit zwischen selbstbestimmtem oder autonomem Fahren anzubieten – und ein Optimum an Sicherheit, Komfort und Fahrspaß zu gewährleisten. Das Gemeinschaftsunternehmen verfolgt die Philosophie, autonome Technologien für eine möglichst große Einsatzbreite zu entwickeln: für alle Situationen des Auto‑Alltags, für die Straße und fürs Gelände sowie für jedes Wetter.
Tony Harper, Jaguar Land Rover Director of Engineering Research: „Die Automobilwelt verändert sich aktuell schneller als jemals zuvor. Für uns als Technologieunternehmen geht die Innovation permanent weiter. Unsere Autos der Zukunft werden noch leistungsfähiger, sauberer, attraktiver, vernetzter und intelligenter sein.“
Tony Harper weiter: „Mit dem Forschungsprojekt Autonomous Urban Drive geht Jaguar Land Rover den nächsten Schritt in der Entwicklung voll‑ bzw. teilautonomer Technologien. Wir streben nicht einfach nur danach, den Fahrer durch Technik zu ersetzen und die Autos fahrerlos zu machen. Künftige Technologien werden dem Piloten mehr Möglichkeiten geben und nicht weniger – sie werden ihn enorm unterstützen und das Fahrerlebnis deutlich verbessern.“
Autonomous Urban Drive zählt zum britischen Forschungs‑ und Entwicklungsprogramm UK Autodrive. Mit Aufwendungen in Höhe von 20 Millionen Pfund Sterling bzw. rund 22,8 Millionen Euro soll das Vereinigte Königreich zum Kompetenzzentrum für vernetztes und autonomes Fahren werden. Jaguar Land Rover kooperiert im Rahmen des Programms mit anderen Unternehmen wie Ford oder dem europäischen Technikzentrum von Tata Motors. Gemeinschaftlich werden Wege und Möglichkeiten gesucht, Autos sowohl untereinander kommunizieren zu lassen als auch mit der Infrastruktur entlang der Straßen.
Vernetzte Fahrzeugtechnologien:
Intersection Collision Risk Warning (ICRW) warnt den Fahrer bei Annähern an eine Kreuzung vor Gefahren, wie einer mit hoher Wahrscheinlichkeit drohenden Kollision. ICRW hilft auf diese Weise, die Zahl und Schwere von Unfällen zu verringern sowie Staus zu vermeiden.
In Vehicle Signage (IVS) sendet aktuelle Straßen‑ und Verkehrsinformationen auf das Fahrzeugdisplay, etwa zu Baustellen oder Tempolimits. Der Pilot ist damit nicht mehr so stark in der Pflicht, sämtliche Straßenschilder zu erfassen, was ebenfalls hilft Unfälle und Staus zu verhindern.
Emergency Vehicle Warning (EVW) informiert den Fahrer, sobald sich ihm ein Einsatzfahrzeug nähert – und aus welcher Richtung es kommt. Diese vernetzte Technologie erhöht die Sicherheit, denn die Fahrzeiten der Einsatzfahrzeuge werden kürzer, da die anderen Verkehrsteilnehmer schneller und stressfreier Platz machen können.
UK Autodrive:
UK Autodrive ist ein Konsortium aus führenden Technologie‑ und Automobilunternehmen, Behörden und wissenschaftlichen Einrichtungen. Im Rahmen eines dreijährigen Programms arbeiten sie gemeinsam an Technologien für autonomes und vernetztes Fahren. Nach Abschluss des Probebetriebs auf einem Testgelände werden die neuen Systeme nun auf öffentlichen Straßen in Milton Keynes und Coventry eingesetzt und getestet – zunächst bis Ende des Jahres auf gesperrten Passagen, im Lauf des Jahres 2018 dann auch auf allgemein zugänglichen Straßen. Das Projekt UK Autodrive will Großbritannien zum Kompetenzzentrum für die Entwicklung und Integration autonomer und vernetzter Fahrzeugtechnologien machen. UK Autodrive untersucht darüber hinaus weitere Aspekte des autonomen Fahrens, wie die Betriebs‑ und Netzsicherheit, gesetzliche und versicherungstechnische Fragen sowie die Akzeptanz vernetzter und autonomer Fahrzeuge in der Öffentlichkeit.
Klassifizierung des autonomen Fahrens:
Level 0 – Keine Automatisierung: Der Fahrer besitzt die alleinige Kontrolle.
Level 1 – Fahrerunterstützung: Der Pilot erhält punktuell durch eine Funktion Unterstützung, zum Beispiel eine Geschwindigkeitsregelung.
Level 2 – Teilautomatisierung: Zwei Funktionen werden durch Assistenzsysteme übernommen, etwa Geschwindigkeit und Lenkung bei einem Stauassistenten.
Level 3 – Bedingte Automatisierung: In einer bestimmten Umgebung agiert das Fahrzeug mit seinen normalen Funktionen autonom. Sollten die Bedingungen jedoch anspruchsvoller werden, muss der Fahrer eingreifen und die Kontrolle übernehmen.
Level 4 – Hochautomatisierung: In Einsatzbereichen wie der Stadt oder auf der Autobahn fährt der Wagen autonom – ohne jegliche Intervention des Piloten.
Level 5 – Vollautomatisierung: Das Auto fährt komplett ohne menschliche Steuerung – es kann Fahrten vollkommen autonom und eigenständig absolvieren.